In der Schweiz müssen psychiatrische Einrichtungen sicherstellen, dass die Versorgung aller Patienten, einschließlich trans Menschen, angemessen, respektvoll und diskriminierungsfrei erfolgt. Im Folgenden sind einige Punkte aufgeführt, die Psychiatrien beachten sollten, sowie entsprechende gesetzliche Bestimmungen:
Was Psychiatrien in der Schweiz tun sollten und müssen:
1. Angemessene psychiatrische Versorgung:
Psychiatrien sollten sicherstellen, dass trans Menschen Zugang zu angemessener psychiatrischer Versorgung haben, einschließlich psychotherapeutischer Unterstützung und Behandlung psychischer Gesundheitszustände. Obwohl es keine spezifische gesetzliche Bestimmung für trans Personen gibt, verpflichtet das Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) alle Leistungserbringer, eine qualitativ hochstehende und zweckmäßige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
2. Respektvolle Behandlung:
Alle Patienten haben das Recht auf respektvolle und würdevolle Behandlung. Das Diskriminierungsverbot gemäß Artikel 8 der Schweizer Bundesverfassung untersagt jegliche Diskriminierung, unter anderem aufgrund der Lebensform, was auch die Geschlechtsidentität einschließt.
3. Schutz der Privatsphäre:
Psychiatrien müssen die Privatsphäre ihrer Patienten schützen. Das Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG) regelt den Schutz von Personendaten und verpflichtet medizinische Einrichtungen zur Vertraulichkeit.
4. Schulung des Personals:
Das Personal sollte in geschlechtsspezifischen Themen geschult sein, um eine qualitativ hochwertige Betreuung von trans Patienten zu gewährleisten. Es gibt keine spezifische gesetzliche Verpflichtung, jedoch fördern verschiedene Fachgesellschaften und Institutionen entsprechende Weiterbildungen.
5. Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen:
Psychiatrien sollten den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen ermöglichen, wenn dies medizinisch indiziert ist. Gemäß KVG haben Patienten Anspruch auf Leistungen, die der Diagnose oder Behandlung einer Krankheit und ihrer Folgen dienen.
Was Psychiatrien in der Schweiz nicht tun dürfen:
1. Diskriminierung:
Psychiatrien dürfen trans Personen nicht aufgrund ihrer Geschlechtsidentität diskriminieren. Das Diskriminierungsverbot gemäß Artikel 8 der Bundesverfassung schützt vor Diskriminierung aufgrund der Lebensform.
2. Konversionstherapie:
Obwohl es auf Bundesebene noch kein spezifisches Verbot von Konversionstherapien gibt, haben einige Kantone wie Neuenburg, Waadt und Wallis solche Praktiken gesetzlich verboten. Zudem hat der Nationalrat im Dezember 2022 eine Motion angenommen, die den Bundesrat auffordert, ein nationales Verbot von Konversionstherapien zu prüfen.
3. Versagung von Behandlung:
Trans Personen darf der Zugang zu notwendiger psychiatrischer Versorgung nicht verwehrt werden. Gemäß KVG sind Leistungserbringer verpflichtet, die erforderlichen Leistungen zu erbringen.
4. Verletzung der Privatsphäre:
Die Privatsphäre von trans Patienten darf nicht verletzt werden. Das DSG verpflichtet zur Vertraulichkeit bei der Bearbeitung von Personendaten.
5. Mangelnde Sensibilität:
Obwohl es keine spezifische gesetzliche Verpflichtung gibt, wird von medizinischem Personal erwartet, sensibel auf die Bedürfnisse von trans Patienten einzugehen. Fachgesellschaften empfehlen entsprechende Schulungen.
Im Falle einer Transition (Frau-zu-Mann oder Mann-zu-Frau) sollten Psychiatrien zusätzlich beachten und umsetzen:
1. Umfassende psychosoziale Betreuung:
Psychiatrien sollten eine umfassende psychosoziale Betreuung für Personen anbieten, die eine Transition durchlaufen. Obwohl es keine spezifische gesetzliche Verpflichtung gibt, entspricht dies den Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften.
2. Berücksichtigung der sozialen Umstände:
Die sozialen Umstände der betroffenen Person sollten angemessen berücksichtigt werden. Dies entspricht den allgemein anerkannten Standards in der psychiatrischen Versorgung.
3. Zusammenarbeit mit Fachleuten für geschlechtsangleichende Maßnahmen:
Eine enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Fachleuten ist essenziell, um eine koordinierte Versorgung sicherzustellen. Dies entspricht den Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften.
Die Beachtung dieser Prinzipien trägt dazu bei, dass die psychiatrische Versorgung von trans Personen den höchsten Standards entspricht und ihre individuellen Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden.